Die neutrale Erzählperspektive

Die neutrale Erzählperspektive ist eine Erzählperspektive, die dadurch gekennzeichnet, dass der Erzähler sich die ganze Zeit über außerhalb der Charaktere der Geschichte befindet. Er beschreibt Handlungen und Figuren so, als ob der Erzähler sich ein Theaterstück ansieht. Aufgrund ihrer neutralen Form wird diese Art der Erzählung auch als objektive Erzählperspektive bezeichnet. Gegenüber der auktorialen Erzählperspektive, welche von einem allwissenden Erzähler angenommen wird,  ist die Geschichte in der neutralen Erzählperspektive frei von Kommentaren, Meinungen oder Urteilen des Erzählers.

Neutrale Erzählperspektive: Keine Einblicke in die Verfassung des Charakters

Der Erzähler hat durch die neutrale Erzählperspektive keinen Einblick in die subjektive Verfassung des Charakters. Er weiß nichts darüber, was der Charakter denkt, fühlt, plant oder wie er eingestellt ist. Der Erzähler agiert also so, als würde er Handlung und Dialoge nur beobachten und entsprechend aufschreiben. Der Leser sieht, was eine Figur tut, nicht aber warum, weil er die handelnde Figur nicht kennt.

Neutrale Erzählperspektive: Nur selten einsetzbar

Durch die fehlenden Einblicke, welche dem Leser helfen, sich mit den Figuren einer Geschichte zu identifizieren, wird die neutrale Erzählperspektive relativ selten verwendet. Ihr Einsatz ist vor allem dann empfehlenswert, wenn eine Figur einen geheimnisvollen Anstrich erhalten soll, wie zum Beispiel der Bösewicht in Krimis oder Detektivromanen. In anderen Fällen ist die neutrale Perspektive nicht unbedingt beliebt beim Leser, da sie ihm die Möglichkeit raubt, mit den Charakteren vertraut zu werden und eine Identifikation mit ihm aufzubauen.

Alternativen zur neutralen Erzählperspektive

Eine Alternative zur neutralen Erzählperspektive ist die modifiziert neutrale Erzählperspektive. Hier kennt der Erzähler zwar nicht die inneren Vorgänge der Figur, stellt aber dennoch Vermutungen an. Diese Vermutungen stellen nur solche Begebenheiten dar, die jeder Beobachter auch vermuten würde. Der Vorteil dieser Erzählperspektive liegt darin, dass der Leser sich vertrauter mit der jeweiligen Figur fühlt.

Alternativen zur neutralen Erzählperspektive sind neben der auktorialen Erzählperspektive die subjektive Erzählperspektive sowie die personale Erzählperspektive.